2015 Island

Natur pur

Tag 02 - Samstag 26.09.2015 - von Keflavik nach Kirkjubaeklaustur

Klar hatten wir uns den Wecker gestellt, auf viertel nach 7 aber ich war tatsächlich schon vor dem Klingeln wach. Ist ja auch kein Wunder, denn hier ist es ja 2 Stunden früher. Da kann man ja locker um 7:00 Uhr wach sein, wenn es in Deutschland schon 9:00 Uhr ist.

Der Ausblick aus dem Fenster war zauberhaft, der Himmel noch am dämmern, die Laternen noch an, sowie vereinzelt beleuchtete Fenster der Anwohner. Wolkenfetzen die vorüber rasen und Gräser die sich im Sturm biegen. Sieht alles toll aus wenn man nicht draußen ist, denn es sprüh-regnete in einer Form die wir überhaupt noch nicht kannten.

Die Morgentoilette war flink erledigt und jetzt hatten wir wirklich Hunger, bzw. das was wir darunter verstehen.

Nach einem „help yourself" Frühstück vom Feinsten, der Kühli war gefüllt mit allen süßen und salzigen Köstlichkeiten für jeden Geschmack, Kaffee und Tee zum selbst aufbrühen, Säfte und Milch. Wir durften uns von allem bedienen wie wir wollten und probierten das erste Mal Skyr, von dem wir schon so viel gelesen hatten und es schmeckte ganz vorzüglich. Es ist so eine Mischung aus Yoghurt und Quark, wirklich lecker.

 

Unsere 7 Sachen waren dann schnell zusammengepackt und gegen 9:30 Uhr waren wir auf der „Piste", bewaffnet mit Navi und eingegebenen GPS Daten ging's auf die Reise nach Kirkjubaeklaustur.

 

Unterwegs steuerten wir einige auf der Strecke liegenden „Points of Interest" an (POI) und an jedem Stopp ging der Wind immer noch so stark, dass ich die Autotüre nicht alleine öffnen oder schließen konnte. Entsprechend kam das Wasser von oben und auch von allen Seiten mit mir in das Auto rein. Ein Schirm hätte uns auch nix mehr genützt. Wir zählten auf unsere aufgerüstete Regen- und Windbekleidung, die jedoch nach einigem ein- und aussteigen irgendwann auch an ihre Grenzen stieß.

Über die 44 sind wir zu unserem ersten Ziel von heute, bis nach Hafnir, ehemals zu den wichtigsten Fischereiorten gehörend, gefahren. Dort haben wir die die kleine rotbedachte, dunkle Holzkirche Kirkjuvogskirkja von 1861 und den Anker des Schoners Jamestown, der unbemannt im Jahre 1870 bei Ósabotnar angetrieben wurde, sehen wollen.

Ich bin jedoch schon gegenüber der Kirche in einem Haltestellenunterstand „hängen" geblieben weil der Sturm und Regen so stark war, dass ich mich ohne Festhalten nicht alleine auf den Beinen halten konnte. Rolf ist tapfer mit festem Schritt gerade aus und um die Ecken den so ersehnten Sehenswürdigkeiten näher getreten, hat dann aber rückwärts den Weg zu mir angetreten und dann haben wir uns gegenseitig festgehalten und uns mit dem Sturmwind in Richtung Auto treiben lassen. Wie nass wir waren spottet schon jetzt jeder Beschreibung.

Aus diesen Gründen haben wir den Besuch der Brücke zwischen zwei Kontinenten ausgelassen. Diese Brücke überspannt eine größere Lavaspalte in diesem Hochtemperaturgebiet Islands und soll die langsame Bewegung und Verschiebung der Kontinente an dieser Stelle verdeutlichen. Wir haben es auf die To-Do-Liste geschrieben und es werden wahrscheinlich noch die einen oder anderen Ziele folgen.

 

Die 425 brachte uns in strömenden Regen und Sturm unserem nächsten Anlaufpunkt, den Gunnuhver Hotsprings entgegen. Wir bewegen uns im Südwesten Islands, westlich von dem Fischerort Grindavik, in der Nähe des Vulkans Gunnuhver. Diese Gegend wird als das zentrale Hochtemperaturgebiet des Vulkansystems Reykjanes, auf der gleichnamigen Halbinsel bezeichnet.

Der Regen und der Sturm, ließen sich nicht erbarmen, deshalb sind an der mit Stegen durchzogenen dampfenden, nebeligen Landschaft nur kurz ausgestiegen und haben vom ersten Aussichtspunkt aus, den Dampf der heißen Schlammquellen bewundert.

 

Schade, aber da wir noch eine lange Fahrt vor uns hatten und immer noch triefend nass waren, sahen wir von einem ausgedehnten Spaziergang ab. Auch das kommt auf die To-Do-Liste!

Weiter über die 425 Richtung Grindavik, steuerten wir dann nördlich zur Blauen Lagune, wir wollen nur schauen nicht darin baden. Der Parkplatz war über und über voll. Die Leute sind aus den Autos gen Eingang gerannt oder mit Handtüchern unter dem Arm wieder zu den Autos. Ach nein, da wollten wir dann doch nicht Aussteigen und setzen unseren Weg fort. Oberhalb konnten wir noch einen Blick erhaschen, direkt neben der Straße wie wundervoll, ein hellblau dampfendes Gewässer.

Schade, dass es so schrecklich regnet und stürmt. Die Fotos werden vom Auto aus gemacht und gut ist es. Ich sage nur To-Do-Liste!

 

Jetzt peilten wir den grünen See an, den „Graenavatn". Um dorthin zu kommen haben wir auf der 427 Richtung Grindavik die 42 genommen. Wieder mal raus aus dem Auto und hinein in den regnerischen Sturm, oder soll ich sagen stürmischen Regen? Ein Blick – drei bis fünf Fotos und zurück in den rettenden Suzuki C6.

Inzwischen war auch mein Sitz im Auto so nass, dass man ihn hätte auswringen können. Hier machten wir unseren ersten Fehler, den wir in Zukunft nicht mehr wiederholt haben. Wir haben die total nassen Regenjacken angelassen und damit den nassen Sitz selbst verschuldet. Blöd.... Heute war nichts mehr zu retten und ab morgen machen wir das anders. Regenjacke ausziehen!!! und dann erst ins Auto setzen!!

 

Aber so schnell geben wir ja nicht auf, Krýsuvík-Seltun das geothermale Gebiet wartete auf uns. Man spricht bei Krýsuvík-Seltun über einen Weiler eine kleine Siedlung, auch sie liegt noch auf der Reykjanes-Halbinsel an der Straße 42.

 

Dort bin ich nur noch kurz ausgestiegen, denn meine „alte" Regenjacke war inzwischen vollgesogen mit Wasser, tropfte und der Wind haute mir gehörig die Kapuze um die Ohren. Rolf mein tapferer Held im Kampf gegen Regen und Sturm war (noch) nicht zu halten und stiefelte tapfer ein Stückchen bergan um doch ein paar Aufnahmen zu erhaschen. Die Kamera musste ganz schön was aushalten.

Zurück auf der 427 und weiter durch Polarkshöfn auf die 38, später dann 34 in Richtung Selfoss haben wir dann mal ausprobiert wie das ist, in einem isländischen Supermarkt einzukaufen, da wir die nächsten Tage ein Hotelzimmer ohne Frühstück haben und uns für unsere ausgedachten Tagesausflüge etwas zum knuspern mitnehmen wollen.

Mit reicher Beute sind wir schnurstracks weiter im Regen und Sturm jetzt endlich auf der 1, der Ringstraße, durch Hella und weiter zur 261 zu den Drumbabots gefahren, konnten das versteinerte Holz aber nicht entdecken. Das Schild war groß genug, aber es stand alles unter Wasser!

Richtung Seljalandsfoss einem von hunderten Wasserfällen, verstärkte sich die Wetterlage erneut und die ganze Umgebung war nur noch im Nebelregen zu erahnen. Hier haben wir beschlossen durchzufahren bis zu unserem heutigen Endziel Kirkjubaeklaustur.

Dort haben wir am Ortseingang in einem netten Bistrorestaurant, Systrakaffi zu Abend gegessen (Pizza und Burger – sehr lecker), bevor wir dann mehr oder weniger entnervt nach ca. 420 km in unserem vorgebuchten Icelandair Hotel für die nächsten 3 Tage eingecheckt haben. An dieses barackenähnliche Aussehen des Hotels muss man sich erst mal gewöhnen, aber von innen merkt man das dem Zimmer nicht mehr an. Es ist recht klein, Bad und Ablageplatz im Schrank ist in Ordnung.

 

Leider hat es den ganzen Tag bis auf eine halbe Stunde, gestürmt und geregnet. Das heißt, ich weiß gar nicht wie man das nennen soll, wenn alles plötzlich von allen Seiten kommt. Naja ist halt Islandwetter und, dass es nicht gerade Sonnenschein pur werden würde, das wußten wir ja, wenn man dem Wetterbericht und Menschen die schon dort waren, Glauben schenken will.

 

Das auswärtige Amt sagt dazu:

Subarktisches Meeresklima: kühle Sommer und relativ milde Winter, Niederschläge im Süden
bis zu 2.000 mm im Jahr. Temperaturen in Reykjavík (2014): mittlere Jahrestemperatur 6°C,
mittlere Januartemperatur 2,4°C (min. -5°C), mittlere Julitemperatur 11,8°C (max. 17,5°C) und im
Reiseführer steht 212 Regentage im Jahr.

 

Von Keflavik bis nach Kirkjubaeklaustur in 10:45 Stunden, auf heute 379,7 Kilometern, haben wir versucht unterwegs so viel Sehenswertes wie möglich "mitzunehmen". Leider war uns wirklich nur eine halbe Stunde ohne Regen vergönnt. Deswegen haben wir mal vorsichtshalber den Elfen was zum Essen hingestellt vielleicht sind sie uns dann morgen freundlicher gesonnen.

Spruch des Tages

Genieße deine Zeit, denn Du lebst jetzt und heute, morgen kannst Du gestern nicht nachholen.

Route :  Keflavik bis Kirkjubaeklaustur  
km :  380 laut Karte ohne unsere Abstecher  
Unterkunft :  Icelandair Hotel, Kirkjubaeklaustur  
Aktivitäten     :  schauen und staunen, anhalten und naßwerden