2012 im Südwesten der USA

die 50 Tage Tour durch den Westen und in den Yellowstone Nationalpark

Tag 27 - Dienstag 02.10.2012 -  Page (Arizona) - hierhin und dorthin und Yellow Rock

 

Hi folks,

nicht wundern heute über den etwas anderen Schreibstil. Ju hat heute gemeint der „Co“ von „Utah & Co“ (bzw. Ro von Juromonti) könne heute mal den Bericht schreiben, denn es wäre ja schließlich mein Tag gewesen. Der Meinung bin ich zwar ganz und gar nicht, aber lest und urteilt selbst.

 

Ich sitze jetzt hier, nach einem Kaffee, dem Abendessen und einer gefühlten 5 Meilen Duschorgie, durchaus erholt und sehe die Welt wieder mit anderen Augen. Um den Kritiken zuvor zu kommen, ich weiß das da heute einiges schief gelaufen ist und ich in einigen Fällen zu unvorsichtig und unbedarft war. Ich habe hoffentlich meine Lektion gelernt.

 

Aber jetzt von vorne.

 

Wir hatten uns für heute vorgenommen am Vormittag ein bisschen shoppen zu gehen, unsere Getränkevorräte wieder aufzufüllen und meinen Poisen-Ivy-Quarantäne-Kleidersack zu leeren und die unter Verdacht stehende Wäsche in die Waschmaschine hier um die Ecke auf unserer Etage zu stopfen damit das Poisen-Ivy Thema ein für alle mal als beseitigt angesehen werden kann. Übrigens geht es wirklich schon viel besser, der Juckreiz und die Schmerzen sind weg und der Wassergehalt in den Blasen trocknet langsam ein. Zurück bleiben allerdings hässlich rote Flecken, aber die Prognose ist das diese auch nach ein paar Wochen weg sein werden.

 

Also nach einem wirklich sehr reichhaltigen Frühstück hier im Days-Inn gingen wir froh ans Werk, kauften ein und ließen die Waschmaschine und den Trockner laufen. Irgendwie merkte ich aber eine gewisse Unruhe in mir aufkommen, es passierte irgendwie zu wenig und wir hatten noch keinen Plan für den Nachmittag.

Wir beschlossen dann, zuerst nochmal beim Visitor Center in Page vorbeizuschauen um uns ein paar Anregungen für die nächsten Tage zu holen, dann auf der 89 weiter zu fahren um die Paria Outback Station zu suchen um uns bei Susan nach einer geführten Tour in die White Pocket zu erkundigen. Anschließend wollten wir dem gestern ausgesparten Yellow Rock einen Besuch abstatten.

Gegen 2 pm fuhren wir los, erste Station Visitor Center am Glen Canyon Damm. Die geben einem nur Auskunft über den Glen Canyon Damm und verweisen einem wieder in die Stadt zum Tourist Center.

 

Irgendwie befriedigte mich das auch nicht, passte aber zu meiner heutigen Unruhe. Also gut weiter geht’s, nächste Station Big Water - Bureau of Land Management (BLM), vielleicht wissen die ja wo man Info zur Paria Outback Station bekommt, denn schließlich heißt es diese Outback Station sei gegenüber vom BLM in Big Water beheimatet. Auf die Frage im Office heißt es „Susan“ ach die…. Nein über die können wir keine Auskunft geben, und außerdem können wir nur davon abraten selbst in die White Pocket zu fahren, fullstop. Schon ein bisschen seltsam, aber gut.

 

Wir beschließen, die 89 weiter zu fahren und die Paria Station aufzusuchen, weil die geführten Touren von Paria Outback wohl von dort starten. Und gestern als wir dort anhielten war die Station schon zu. Hat nur bis um 3 pm auf! 3pm ?!?! Es ist jetzt 2:30 pm, aber Arizona Zeit, die Paria Station ist aber auf Utah Gebiet, also eine Std. weiter……… das heißt wir sind wieder zu spät !!!

Kennt Ihr das alte HB-Männchen? so habe ich mich gefühlt.

 

OK, auch da einen Haken dran gemacht, auf zum Yellow Rock.

 

Hatte vorher im Netz alle Infos zusammen gesucht, Koordinaten vom Parkplatz und dem Beginn des Aufstiegs und dem Rock selbst gespeichert. Ju und ich diskutierten hin und her ob sie den Weg mit machen will oder nicht. Der Aufstieg durch Steine und Geröll bewegte uns dann dazu, dass ich alleine gehe. Ist schon irgendwie blöd, aber wir hatten das Arrangement, dass ich alleine gehe und Ju lesender Weise, dann eben auf mich wartet.

 

Also wir abgebogen auf die Cottonwood Canyon Road, und die 14 Meilen bis zum Parkplatz durchgebrettert. Geht wirklich super momentan, obwohl an zwei Stellen der Hang schon wieder nachzurutschen scheint.

 

Auf dem Parkplatz angekommen entscheidet Ju doch mitzugehen, zumindest so weit wie es geht. Gut, Rucksack gepackt, Getränke rein, Kameratasche, Garmin und die Beschreibung und auf geht’s.

 

Das „trockene“ Flussbett ist schnell gefunden, ist halt nur ein bisschen matschig und man muß ein paar Umwege gehen. Auch der zweite Einschnitt in den Berg ist gut zu erkennen und wir marschieren durch das Gestrüpp dorthin. Ein paar Fußspuren sind bereits da, wir sind also nicht alleine. Als wir um die Ecke kommen sehen wir allerdings diese Geröllrampe vor uns. Wenn es die Spuren nicht gegeben hätte, ich hätte es nicht für möglich gehalten das man da rauf kommt. Ju geht noch ein Stück mit, dann entscheiden wir allerdings, das sie dort an einem schattigen Platz auf einem riesigen Baumstamm wartet.

 

Jetzt kommt Fehler Nr. 1, ich behalte die ganzen persönlichen Dinge und die Handtasche meiner Frau in meinem Rucksack, auch den Autoschlüssel behalte ich am Mann. Lästige Umpackerei, ich will da jetzt rauf, jeder geht hier rauf also ich heute auch.

„Ich geh’ dann mal schnell, bin in spätestens ‚ner Stunde wieder da“ sprachs und ich marschierte los.

 

Keine 2 Minuten später merkte ich auf was ich mich eingelassen hatte. Es war schon heftig, die Pumpe ging auf Hochtouren, der Schweiß tropfte, obwohl das erste Stück noch teilweise im Schatten lag. Aber man gewinnt gut an Höhe. In der Hälfte hielt ich an, die Kehle war schon trocken, ich schaute zurück, super, das letzte Stück geht auch noch.

Gefühlte 10 Höhenmeter weiter quälte mich der Durst doch schon heftige, ich suchte mir einen schattigen Stein setzte mich, Rucksack runter und etwas trinken. Bin ich denn blöd, sagte ich mir, schleppe ich das ganze Zeugs mit hier rauf, warum hab ich das nicht unten gelassen. Rucksack wieder zu und aufgesetzt und weiter geht’s.

 

Ich geb’s zu - kurz vor dem Gipfel, als ich feststellte dass die Spuren sich in drei verschieden Richtungen verabschiedeten, machte ich mir ebenfalls Gedanken wie das letzte Stück noch zu bewältigen ist. Ich ging ein Stück quer, das entlastete einen Moment, dafür musste ich aber anschließend über einen querliegenden Baumstamm, war sicher nicht optimal. Als ich drüber war raste mein Atem, ich schaute nach oben, und bildete mir ein das es jetzt noch steiler ist.

 

Das erste mal dachte ich an’s umdrehen. Ich schaute zurück, unmöglich hier wieder runter zu kommen. Also entschied ich weiter zu gehen, runter geht’s dann irgendwie anders. In dem Moment war ich noch der Meinung, wenn ich oben bin hab ich’s geschafft, das war auch gut so. Irgendwie schaffte ich die paar Meter noch, schaute oben über den Rand…… ein klasse Ausblick ….. aber von meinem Ziel keine Spur.

 

Die Enttäuschung war groß. Rechts war ein Nadelgestrüpp, ich flüchtete aus der Sonne darunter, holte meine Flasche wieder raus und las noch mal in der Beschreibung nach. Es mögen bis dahin vielleicht geschätzte 20 Minuten des Aufstiegs vergangen sein. Oh Gott, jetzt geht es links weiter. Nach einem Moment des Durchatmens, gings weiter.

 

Es war auch einfacher zu gehen über Sand und Fels. Ab und zu blickte ich zurück um mir einzuprägen wie ich diese kleine Ecke der Abstiegsmöglichkeit später wiederfinde. Ich weiß, zu Hause gibt es jemanden der jetzt gleich anfängt zu lachen weil er meinen grandiosen Orientierungssinn kennt. Es ging noch eine zeitlang rauf und runter und um ein paar Ecken ohne große Probleme, im Sand waren auch jede Menge Spuren zu sehen zwischendurch war Fels, aber auf der anderen Seite gingen die Spuren irgendwie weiter. Und dann war er plötzlich zu sehen.


Allerdings erfüllte das, was ich sah absolut nicht meine Erwartungen, ich lief weiter bergauf und kreuz und quer bis ich dann auf ein paar rote und gelbe Adern im Stein stieß. Aber das konnte es nicht sein, also weiter suchen. Leider machte mir dann irgendwann die Sonne einen Strich durch die Rechnung da sie schneller als erwartet ans untergehen dachte. Es war mittlerweile kurz vor 5 pm und ich wusste das es um kurz nach 6 pm schon fast stockdunkel ist.

 

Also schweren Herzens, gab ich die weitere Suche auf, denn ich musste ja auch wieder runter.

 

Gut, noch ein paar halbherzig geschossene Aufnahmen und ab geht’s auf den Rückweg.

RÜCKWEG !!! Mir schoß es durch den Körper, hatte ich doch bei meiner Suche vollkommen die Orientierung verloren. Ich versuchte einigermaßen zu rekonstruieren, wie ich gelaufen war, anhand einiger dort stehender Pfützen ging das zuerst noch, doch dann musste ich mir eingestehen das ich die Felsspitzen die ich umrundet hatte und bestimmte Bäume die ich mir gemerkt hatte nicht mehr sah.

 

Doch etwas beunruhigt sagte ich mir, dann geht’s eben nach dem Sonnenstand und meinem Garmin. Ich blickte auf den Display mit der Trackaufzeichnung. Irgendwie sah das anders aus als sonst, ich ahnte Schlimmes, stoppte die Trackaufzeichnung, d.h. wollte sie stoppen, aber nichts tat sich. Ums kurz zu machen der screen muß wohl kurz nach dem Starten unten eingefroren sein.

 

Von aufgezeichnetem Track keine Spur. Leute was ging mir der Stift. Ich lief und lief aber dann half das auch nicht mehr. Ich setzte mich einen Moment hin nahm einen Schluck aus der Pulle und scannte die Umgebung ab. Ich entschied den nächsten kleinen Hügel raufzuklettern um mich zu orientieren. Ich sah die Cottonwood Canyon Road (CCR), anhand der Farbe des Straßenbelages wusste ich, dass ich den Teil nicht gefahren war. Also den Hügel runter und den nächsten weiter in Richtung Westen angesteuert. Als ich oben war konnte ich die Straße gar nicht mehr sehen.

 

Die Sonne blickte nun schon nicht mehr über den Yellow Rock rüber. Jetzt, gebe ich zu begann die Panik, ich hier oben, ok hier kann man irgendwo schlafen, warm genug ist es, aber Ju sitzt da unten auf halben Wege und ich habe den Autoschlüssel bei mir. Leute das möchte ich nicht mehr erleben.

 

Klares Denken war kaum noch möglich. Als mir all dies durch den Kopf schoß, sah ich unten im Tal zwischen den Bäumen etwas Helles durchschimmern. Das musste doch die Straße sein. Und wenn ich die sehen könnte, dann komm’ ich auch irgendwie da runter. Dabei fiel mir „Bille’s" Nachricht von gestern ein - mit der Warnung „macht keine Experimente“.

 

Als ich noch damit kämpfte ob ich das beherzigen sollte oder nicht, lief ich rechter Hand den Hügel wieder runter, und da konnte ich plötzlich durch die Bäume den Parkplatz und unser Auto sehen.

 

Dem Himmel sei Dank. Jetzt wusste ich zwar das ich hier falsch bin, aber ich hatte die Orientierung wieder, denn ich war jetzt etwa 300m zu weit westlich (nämlich die 300m die wir unten durch Flussbett gestapft waren). Jetzt kehrte die Ruhe wieder ein.

 

Ich setzte mich hin und schaute meine Bilder vom Rock an und prägte mir die Farbsequenzen ein, dann lief ich in Richtung untergehende Sonne. Nach einer Weile fand ich das erste Farbmuster wieder, kurz danach sah ich zwei mir bekannte Bäume und dann fand ich auch die Sandspuren wieder.

 

Eine Viertelstunde später konnte ich im Halbdunkel dann mit dem Abstieg beginnen. Durch die Ruhe die ich dann wieder hatte war dies auch problemlos möglich. Alles in Allem kann ich aber nicht sagen, dass ich mein Ziel erreicht habe, denn die Ausbeute an Bildern, ist gemessen am Aufwand zu vernachlässigen.

 

Auch die paar Eindrücke von der Rückfahrt dann über die CCR trösten mich nicht darüber hinweg.

Und, war das jetzt mein Tag oder nicht? Ich glaube noch immer, nicht. Gute Nacht….. und morgen bekommt Ihr wieder einen vernünftigen Bericht von Ju.

...und jetzt gebe ich doch gleich meinen Senf dazu....

 

Auf den gemütlichen Vormittag mit shopping und ne kleine Runde Wäsche waschen, will ich gar nicht näher eingehen, aber auf meine Entscheidung als ich von weitem den Yellow Rock gesehen habe, doch soweit mitzugehen wie es mir möglich ist.

 

Manchmal macht man es lieber, als man es kann. Leider muss ich das in letzter Zeit wiederholt feststellen, aber ich wollte mir doch nicht nur die Bilder anschauen, wenn ich so kurz davor bin, diesen tollen Felsen mit eigenen Augen sehen zu können.

 

Es ist ja alles nochmal gut ausgegangen und es ist nichts passiert, mit „hätte“, „wenn“ und „aber“ ist keinem geholfen, aber auch ich habe mir große Gedanken gemacht und mir schon mal ausgemalt, was ich mache, wenn Ro nicht bis 18.00 Uhr auftaucht.

 

Erst habe ich mal mehr oder weniger gemütlich auf diesem Riesenbaumstamm gesessen, den wahrscheinlich viele kennen, dort geht der ganz steile Anstieg mit nur noch Geröll richtig los, und habe mir meine Umgegend angeschaut. So ganz alleine wäre ich auch von hier obwohl ich Stöcke dabei hatte, nicht mehr runter gekommen. Habe dann mal die Zeit abgeschätzt und mir war klar, dass Ro nicht vor halb oder viertel vor 6pm wieder hier sein konnte. Blöd, er hat ja den Autoschlüssel und meine Handtasche im Rucksack, jetzt schleppt er das alles mit....

 

Ich zählte 21 Bäume in meinem nächsten Umfeld, fotografierte ein paar Steine, ein paar Felswände, ein paar gelbe Blümchen, ein paar Bäume auf interessanten Felsabsätzen, den Sandpfad den wir gekommen sind, und die Richtung in die Ro verschwunden ist. Vor mir der rosaweiße Fels und die Wärme, die mich im Schatten umgab, ließen mich noch nicht unruhig werden. Die Fliegen umschwärmten mich, wie Motten das Licht und gaben nach einer Weile auf, komisch keine Fliege mehr unterwegs. Keine Geräusche, außer dem Rauschen des Windes mal mehr und mal weniger. Kann hier eigentlich irgendein großes Tier kommen?? Mein Baumstamm hing ja ein wenig über einem kleinen Abhang... von dort wohl nicht. Das Muster des Baumstamms war faszinierend und wurde auch auf Speicherkarte gebannt. Auf dem Stein der am Rande des Sandweges steht, entdecke ich ein paar Turnschuhe.... Kein Knacken oder sonstige Geräusche, die Leute die wir auf dem Parkplatz gesehen hatten und die auch diese Richtung eingeschlagen hatten, kamen auch noch nicht wieder zurück es war mucksmäuschen still. 17.00 Uhr......

Die Felswände auf die ich Richtung Parkplatz schauen kann, ohne den Parkplatz zu sehen bekommen so langsam eine andere Farbe, die Sonne machte sich wohl schon zum untergehen bereit..... und die schattigen Stellen wurden größer. Hhmmm, aber er kann noch gar nicht hier sein. In den Berichten stand überall 45 Min hoch und auch wieder runter.... also es dauert noch.... Ich merke nur, wie ich doch öfter auf die Uhr schaue und mir anfange Gedanken zu machen, wenn.....

 

Alleine zum Auto?? ist die einzige Möglichkeit, auch wenn ich keinen Schlüssel habe, dort besteht die größte Möglichkeit noch jemanden zu treffen und die Leute die wohl auch hier rauf gegangen sind, wenn die kommen die frage ich..... und wenn die anders abgestiegen sind, dann schaffe ich das schon irgendwie.....

 

Wie blöd sind wir denn eigentlich, warum muss ich mir jetzt so hilflos vorkommen, anrufen kann ich ja noch nicht mal im Motel um Hilfe zu holen wenn was sein sollte.... aber es ist ja nichts, und dann rabt der Rabe und fliegt dauernd über dem mir am nächsten Felsen. Raben die so rufen, uhhhh das habe ich gar nicht gerne ….. aber ich habe mir vor Jahren geschworen nicht mehr abergläubisch zu sein und der rosaweiße Stein ist mein Halt und flößt mir wieder Ruhe ein....

 

18:15 Uhr ....Da höre ich jemanden rufen HALLOHH, ich rufe zurück Hallo... ja hier … wo bist Du...

Antwort: hier, bin gleich da... und ich kann es nicht glauben ich höre den Atem und die Schritte von meinem lieben Schatz als wäre er neben mir, aber es dauert noch 10 Minuten bis er vollkommen entnervt und abgehetzt, durchgeschwitzt und mit hochrotem Kopf gesund vor mir steht..... von den Kakteenstacheln, die durch den Schuh im Fuß gelandet sind erfahre ich erst, als wir zurück im Motel sind.....

 

Die letzten Kilometer auf der Cottonwoodroad sind wir schweigend im Stockdunklen gefahren.....

Route : Page (Arizona) bis  zur Paria Station (Utah) und zurück zur CCR zum Yellow Rock  
km :  115 km  
Unterkunft :  Days Inn / Page  
Aktivitäten     :  Cottonwood Canyon Road  (CCR)/ Yellow Rock