2008 im Südwesten der USA

San Francisco und unsere erste Tour durch den Westen

Tag 14 - Samstag 27.09.2008 - Der Antelope Slot Canyon, Cottonwood Road

und Lake Powell Beaches

Vor lauter Aufregung, dass wir heute in den Antelope Canyon einsteigen bin ich schon vor dem Wecker wachgeworden. Ro hatte mir gestern Abend noch gesagt, dass man dort an Leitern runtersteigen muss. Naja, dann schau ich mal, denn wenn der Unsportlichkeit mal ein Denkmal gesetzt wird, nimmt man garantiert mich.

 

Nach dem Frühstück packen wir unsere 7 Sachen insbesondere alle Stative, Fotos, Filmkamera, extra Blenden, kleinen Foto und ab geht’s auf die 98 E zum Lower Antelope Canyon. Mein Gott bin ich aufgeregt und außerdem sind es schon wieder 87°F und es ist viertel vor 9.

 

Wir bezahlen unseren Eintritt, bekommen einen Fotopass und dürfen 4 Stunden drin bleiben. Vor uns geht eine ganze Gruppe über eine kleine Kuppe……..wir sehen also schon wo wir lang gehen müssen. Ro lässt sich noch auf der Karte zeigen wo der Einstieg ist und wo man wieder rausgehen kann, oder auch den gleichen Weg wieder zurück.

 

Als wir auf dem kleinen Hügel ankommen, können wir kilometerweit über das Land schauen, aber die Gruppe der Leute (ca. 12 oder 15) sind fort, weg, verschwunden... Ro steuert zielsicher auf einen Felsspalt zu und sagt nur: hier ist der Einstieg, hier müssen wir lang…….. oh Gott……dafür bin ich ja viel zu dick, wie soll man sich denn durch so enge Spalten zwängen, aber die Neugier dämpft meine Schiß und ich folge tapfer meinem Mann in die Tiefen des Antelope….

 

 

 

Eine Leiter?? Wäre ja noch Gold, hier gibt es in den Felsen eingehauene Metalltritte und kein Geländer, aber man kann ja nicht fallen, denn rechts und links wird man von dem Sandstein des Canyons gestützt. Nur nach vorne, da geht es steil runter. Ein Erlebnis ist das schon, Adrenalin pur bei mir, andere lässt es vielleicht kalt und das Adrenalin kommt erst beim Anblick dieser wundervollen Felsformationen, die durch fließendes Wasser entstanden sind.

 

Von oben fällt Licht bzw. Sonne herein und der Pfad windet sich immer tiefer, leicht abfallend in den Boden. Ein Berg ist es ja nicht, wir sind ja ebenerdig nach unten gegangen. Hinter jeder Windung verbirgt sich ein neues noch schöneres Wunder der Natur. Die Farben lassen keinen Freiraum offen und Sonne und Sandstein bilden eine Kulisse, die man niemals künstlich nachstellen könnte. Schaut man nach oben, sieht man schon nach ein paar Schritten keinen Himmel mehr, nur das Licht bedeutet einem, dass es oben offen sein muss.

 

Es gibt glatte abgeschliffene Bögen, und ausgespülte Rundungen als ob jemand mit viel Liebe alles mit Schleifpapier abgerubbelt hätte. Die unterschiedlichsten Farben marmorieren den Sandstein, lila, braun, orange, apricot, gold, je nach Lichteinfall intensiver oder auch nur ganz pastell. Der Pfad ist meistens so eng, dass man nicht aneinander vorbei gehen kann, weil man sowieso nur einen Fuß direkt vor den andern setzten muss, zwei Füße nebeneinander haben keinen Platz. Das ist dann immer ein Problem bei "Gegenverkehr".

 

Wir machen Fotos und filmen mit und ohne Stativ, als wäre morgen die Welt zuende und wir wollten alles für die Nachwelt erhalten, dabei haben das schon viele tausend Menschen vor uns getan und die nach uns in den Canyon gehen werden es wiederum tun. So etwas Wundervolles gibt’s auf unserer Erde schauen wir genau hin um kein Detail zu vergessen.

 

An Ausweichstellen, werden wir oft überholt und auch der Gegenverkehr kann passieren. Viele die uns überholt haben, sehen wir nicht mehr wieder, weil sie den Canyon hinten verlassen aber mache kommen auch zurück. Viele Deutsche sind unterwegs und machen uns neugierig auf das was wir noch zu sehen bekommen.

 

Junge Leute sind halt ein bisi schneller wie wir, bzw. ich, aber das macht nix, wir haben Urlaub und lassen uns Zeit für diese 600 Meter Lichtwunder. Nach einem ziemlich engen Stück sitzt ein kleiner Asiate auf einem Felsvorsprung. Er sieht richtig schlecht aus, bekommt kaum Luft, schwitzt obwohl es hier unten recht angenehm ist, greift sich an den Hals und schaut mich hilfesuchend an. Ich frage ob er sich verletzt hat, nein….. sagt er, ob ich ihm helfen kann…. Er presst ein no no heraus und winkt schon ab, da frage ich ob er Angst hat……..ja! das war es – er hat eine regelrechte Panikattacke…. der Arme und aber seine Gruppe hat ihn einfach alleine zurückgeschickt…….. (sie hatten uns vorher fröhlich und flott überholt) mein "Mutter Theresa" Syndrom meldet sich und ich rede eine Weile mit ihm, das hilft zwar nicht wirklich, aber lenkt zumindest ab. Als ich den Eindruck habe, sein Atem beruhigt sich gehe ich langsam (schnell kann ich eh nicht) weiter, drehe mich noch einmal um und wir winken uns zu. Kann mir gut vorstellen wie es ihm zumute war….. denn jetzt komme ich an das ganz enge Stück, ich finde es ist nicht schlimm, man muss nur genau auf seine Schritte achten.

 

Rolf nimmt mir Gott sei Dank immer auf den etwas schwierigeren Stücken das Stativ und die Kamera ab, damit ich meinen Körper den Formen der Felsen anpassen kann. Manches kann man nur seitwärts gehen und dabei muss man darauf achten, das der Bauch auf der richtigen Seite ist, sonst steckt man fest und kann auch seine Füße nicht mehr sortieren.

 

Also alles in allem waren wir 3,5 Stunden in dem Slot Canyon drin. Der Ausgang erfolgt über mehrere sehr steile Eisentreppen und plötzlich wird es wieder richtig hell und man steht eigentlich mitten in der Wüste bzw. man kommt zwischen Steinplatten raus und weiß zunächst nicht wohin man sich wenden muss. Fußstapfen der Vorgänger auf Stein gibt es nicht …..   Rolf erblickt jedoch den Rauch des Kohlekraftwerks und in diese Richtung müssen wir, denn der Eingang war nicht weit davon entfernt. Richtig und hier gibt’s auch Sand und Fußstapfen……..

 

 

Inzwischen stehen sehr viel mehr Autos auf dem Parkplatz und es wird richtig voll. Wir fahren erst einmal ins Hotel und sichten unsere Fotoausbeute. Die Koffer für unsere morgige Weiterreise nach Springdale haben wir schon gestern umgepackt, also können wir ganz gemütlich auf dem Balkon ein Tomatensandwich essen und Kaffee und Muffins als Nachtisch nehmen. Den Blick über den Golfplatz auf den Lake Powell prägen wir uns noch mal fest ein, denn morgen sind wir schon wieder woanders.

 

Zur blauen Stunde starten wir Richtung Cottonwood Road um möglicherweise doch noch zu den Hodoos zu kommen. Man kann sie nur über einen langen Trail erreichen, aber zu Fuß!! Der Weg ist jedoch für uns (eher für mich)  zu weit, wir müssten wirklich Wanderausrüstung dabei haben, mit Turnschuhen ist da kaum was zu machen. Wir haben die BLM 431 die von der Cottonwood Road abgeht ausbaldowert, aber man darf sie eigentlich nicht fahren weil sie nicht mehr gepflegt wird, es ist eine richtige Dirtroad, sandig mit Felsen und Löchern, 8 Meilen – Benutzung auf eigene Gefahr nur für Allrad und hochbeinige Fahrzeuge erlaubt und bei Regen überhaupt nicht, weil hier dann gleich Sturzbäche herabfließen die nur Unheil anrichten können.

 

Vor uns rückt gerade eine dunkelgraublaue Wolkenfront an und verdunkelt einen Teil des Himmels, Blitze zucken über den noch fast in der Sonne liegenden Bergen. Na Gott sei Dank, denn keiner von uns beiden wollte derjenige sein, der zur Umkehr aufruft. So haben wir wenigsten eine Ausrede warum wir die 8 Meilen nicht vollständig gefahren sind, sondern vorher umgedreht sind.

 

 

Mit dem Gewitter im Rücken, klappern wir noch einige Beaches am Lake Powell ab, finden noch einen Zugang zu einem off-road-Trainigsgelände und üben ein paar Runden, soweit es dieses komische Auto überhaupt zulässt. Schade, dass wir den Trailblazer nicht bekommen haben, dann sähe die Sache etwas anders aus.

 

 

Abendessen gibt’s heute bei Denny’s und dann geht’s ab zum Schreiben aufs Zimmer…………….